Schüt­zen­ball der Superlative

15. Januar 2018

Das Königspaar Rainer Brüser und Dorothee Sternberg (r.) führte mit Majorspaar Peter und Mariion Liese (l.) die Königspolonaise an

All unse­re Freun­de sind König, die sieb­te Kor­po­ral­schaft ist König und die Jungs vom Hohen Stein sowieso.“

Mit begeis­ter­tem Jubel wur­de am Sams­tag das Olper Königs­paar Rai­ner Brü­ser und Doro­thee Stern­berg beim Schüt­zen­ball in der guten Stu­be der Kreis­stadt emp­fan­gen. König Rai­ner im schwar­zen Zwirn mit blü­ten­wei­ßem Hemd strahl­te – wie ihn die Olper nicht anders ken­nen – über das gan­ze Gesicht. Und sei­ne Köni­gin Doro sah in ihrem wei­ßen Kleid aus Sei­de ein­fach bezau­bernd aus. Die wei­ßen Rosen ihres Blu­men­strau­ßes fan­den sich in ihrer tol­len Hoch­steck­fri­sur und im Büh­nen­schmuck wider.

Der Musik­ver­ein Reh­ring­hau­sen war nach zehn Jah­ren wie­der Fest­mu­sik beim Ball. Für Diri­gent Chris­toph Schep­pe ein beson­de­rer Anlass. Er ist amtie­ren­der König im Bun­des­gold­dorf und hat­te mit sei­nem Orches­ter ein tol­les Pro­gramm für sei­nen Olper Königs­kol­le­gen ein­stu­diert. Nach der Eröff­nung mit dem flot­ten Marsch „Waid­manns­heil“, dem ame­ri­ka­ni­schen Werk „Fored in Fire“ und dem eher unbe­kann­ten melo­di­schen „Mar­che Mili­taire Fran­cai­se“ setz­te Kla­ri­net­tis­tin Anni­ka Lin­se bei der Dar­bie­tung des unga­ri­schen Tan­zes solis­ti­sche Akzente.

Schüt­zen­ma­jor Peter Lie­se ließ bei der Rück­schau auf das Schüt­zen­fest 2017 den ver­reg­ne­ten Mon­tag Revue pas­sie­ren, an dem der Him­mel am frü­hen Mor­gen noch die Far­be Him­mel­blau, die Maler mit „RAL 5015“ bezeich­nen, gezeigt habe. „Der 138. Schuss um 11.07 Uhr aus der Flin­te von Schüt­zen­bru­der Rai­ner Brü­ser lös­te nicht nur den Rest des Vogels aus dem Kugel­fang, son­dern auch ohren­be­täu­ben­den Jubel aus. Lie­ber Rai­ner, nach die­sem Wahn­sinns-Knall ris­sest du dei­ne Arme in die Luft und das Grin­sen in dei­nem Gesicht hat bis heu­te kein biss­chen nach­ge­las­sen. Am Rot­wein­tisch rief Köni­gin Doro­thee immer wie­der ‚Wir sind König‘, und gemein­sam nahmt ihr die vie­len Gra­tu­la­tio­nen ent­ge­gen.“ Bei sei­nen Recher­chen über den König fand der Major her­aus, dass „Olpes schöns­ter Sohn“, wie er sich mal selbst bezeich­net habe, ein Glücks­kind sein muss. Ver­schont von der Bun­des­wehr habe er Fuß­ball bei der Spiel­ver­ei­ni­gung Olpe gespielt, als DJ und Wirt im Gast­hof zum Bogen und in der „Lin­de“ den Mädels den Kopf ver­dreht und sich mit einem Geträn­ke­markt selbst­stän­dig gemacht, bevor er im Jahr 2005 Gebiets­ver­kaufs­lei­ter bei der Krom­ba­cher Braue­rei wur­de und vor zehn Jah­ren sei­ne Doro­thee ken­nen­ge­lernt habe. Und die­se sei beson­ders ord­nungs­lie­bend. Wenn sich Rai­ner ein Glas aus dem Schrank hole und es auf den Tisch stel­le, sei es längst wie­der im Schrank ver­schwun­den, wenn er nach Sekun­den mit der Was­ser­fla­sche zurück­kom­me. Als Bay­ern-Fan schrub­be sie nach schlech­ten Spie­len immer irgend­wel­che Sachen und Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de. Rai­ner habe ihm ver­ra­ten, dass er froh sei, dass sie kein FC-Köln-Fan ist. Dann wäre der Lack schon längst über­all wegpoliert.

Aus Rei­hen der Ehren­gäs­te begrüß­te der Major beson­ders die 40-jäh­ri­ge Jubel­kö­ni­gin Mar­lies Schmel­zer, die bei der Polo­nai­se von ihrem 18-jäh­ri­gen Enkel­sohn Leon beglei­tet wur­de, und das 25-jäh­ri­ge Jubel­kö­nigs­paar Mar­kus und Andrea Are­ns. Zum Nach­na­men von Schüt­zen­vi­kar Cle­mens Stei­ling hat­te er im Duden eine pas­sen­de Bedeu­tung gefun­den: „Geist­li­cher, der auch im leicht fort­ge­schrit­te­nen Alter sein jugend­li­ches Aus­se­hen behält.“

Ste­hen­de Ova­tio­nen gab es für den ehe­ma­li­gen Leut­nant Tho­mas Har­den­acke, der nach 25 Jah­ren Vor­stands­ar­beit in der Buß- und Bet­tags­sit­zung ver­ab­schie­det wur­de. Ein Hieb Rich­tung Han­se­stadt durf­te in der Rede natür­lich nicht feh­len. Der Major ver­riet, dass in Olpe das Auto eines Kat­tfil­lers nur dann ver­schrot­tet wer­de, wenn er dar­in sit­zen bleibe.

Bei der vom Musik­ver­ein Reh­ring­hau­sen dar­ge­bo­te­nen „Natio­nal­hym­ne“ erho­ben sich alle Gäs­te von ihren Plät­zen und san­gen den Text mit. Nach­dem das Orches­ter mit „Anchors a weigh“ den Anker gewor­fen hat­te, folg­te die Anspra­che von Schüt­zen­kö­nig Rai­ner Brü­ser, dem „Engel­chen“ vom Hohen Stein.

Er kön­ne nicht sagen, dass mit dem Königs­schuss ein Kind­heits­traum in Erfül­lung gegan­gen sei, wie oft Reden beim Schüt­zen­ball begin­nen wür­den. Denn im Jahr 1981, als sein Bru­der Her­bert den Vogel geschos­sen habe, habe er im Alter von 14 Jah­ren dem Schüt­zen­fest nichts abge­win­nen kön­nen, das Bier habe ihm nicht geschmeckt, und Mäd­chen habe er doof gefun­den. Zudem sei er extrem schüch­tern gewe­sen. Genau­so sei es ein Jahr spä­ter gewe­sen, als sein Vater Hel­mut neu­er Schüt­zen­kö­nig von Olpe wur­de. „Heu­lend sag­te ich damals zu mei­ner Mut­ter: Eins schwö­re ich dir, so einen Scheiß mache ich nie­mals im Leben“, gestand Brü­ser, der sei­ner Mama dank­te, dass sie ihm die­ses schwe­re Ver­ge­hen ver­zie­hen hat.

So ver­gin­gen die Jah­re, plötz­lich schmeck­te mir das Bier, plötz­lich gefie­len mir auch die Frau­en, die waren gar nicht doof. Nur mei­ne Schüch­tern­heit, die ist bis heu­te geblie­ben“, gestand Rai­ner Brü­ser den Gäs­ten und lös­te gro­ßes Lachen aus. Im Jahr 2007, dem 25. Jubel­jahr sei­nes Vaters, habe er zum ers­ten Mal ernst­haft auf den Vogel gehal­ten, den jedoch ver­dien­ter­wei­se Peter Lie­se bezwun­gen habe. Das habe vor­her kei­ner sei­ner Freun­de gewusst. Selbst sein Freund Ralf Birk­höl­zer, in Olpe bekannt als „Bir­ke“, habe nicht gescheckt, dass es sich bei der Lis­te mit Namen, Adres­sen und Tele­fon­num­mern, die er vor dem Schüt­zen­fest bei ihm ent­deck­te, um sei­ne Königs­tisch­lis­te gehan­delt habe. Im ver­gan­ge­nen Jahr habe er dann schie­ßen müs­sen. Denn als er in der Nacht zum Mon­tag nach Hau­se gekom­men wäre, hät­te sei­ne Doro in wei­ser Vor­aus­sicht, dass er es schaf­fe, die gan­ze Woh­nung deko­riert und 70 Por­tio­nen Gulasch­sup­pe auf­ge­taut. Zwar habe er immer gesagt, dass er bei Regen nicht schie­ße, doch Doro habe dar­auf bestan­den. „Wir sind König, die­sen Satz schrie Doro mir und vie­len ande­ren nach dem Königs­schuss zu. Er war für uns gedacht, bekam aber schnell eine ande­re Bedeu­tung: All unse­re Freun­de sind König, die sieb­te Kor­po­ral­schaft ist König und die Jungs vom Hohen Stein sowie­so“, sag­te Rai­ner Brü­ser, der sei­ner Doro dank­te, dass sie ihn zu die­sem Königs­schuss gedrängt hat und er die­sen Tag erleb­ten durf­te. Jedoch kön­ne man nur mit der rich­ti­gen Frau an der Sei­te ein guter König sein: „Lie­be Doro, bei dir habe ich immer das Gefühl, im Leben ange­kom­men zu sein, du unter­stützt mich in all mei­nem Tun, sowohl pri­vat als auch beruf­lich. Und genau dafür lie­be ich dich.“

Nach­dem der Schüt­zen­kö­nig allen gedankt hat­te, die ihn in sei­nem Königs­jahr unter­stützt haben, setz­te der Musik­ver­ein Reh­ring­hau­sen das von Peter Ohm mode­rier­te Kon­zert­pro­gramm mit dem „Olper Schüt­zen­marsch“ fort, in den alle Gäs­te freu­dig ein­stimm­ten. Haut­nah erleb­te das Königs­paar bei der Dar­bie­tung der belieb­ten Dudel­sack­me­lo­die „High­land Cathe­dral“ ein exzel­len­tes Bari­ton­so­lo von Andre­as Zep­pe­n­feld. Die Gäs­te hono­rier­ten die Bei­trä­ge des Orches­ter mit fre­ne­ti­schem Applaus, und Major Peter Lie­se und Musik­of­fi­zier Peter Zep­pe­n­feld dank­ten mit Blu­men und einem guten Trop­fen. Der Major erhielt von Diri­gent Chris­toph Schep­pe und vom Musik­ver­eins-Vor­sit­zen­den Tho­mas Nöcker einen Gut­schein als „Sänf­te-Trä­ger“ beim Reh­ring­hau­ser Früh­schop­pen und Schüt­zen­kö­nig Rai­ner Brü­ser eine Col­la­ge mit Fotos vom ver­gan­ge­nen Schüt­zen­fest im Bun­des­gold­dorf. Bei den Zuga­ben zog sich „Olpes Glo­ria“ wie ein roter Faden durch das Marsch-Med­ley, in das Diri­gent Chris­toph Schep­pe die Stü­cke „Ich bete an die Macht der Lie­be“ und „Toch­ter Zion“ sowie den Lock­ruf zur Königs­po­lo­nai­se ein­ge­ar­bei­tet hatte.

Die von dem Königs­paar gemein­sam mit Majors­paar Peter und Mari­on Lie­se ange­führ­te Polo­nai­se bil­de­te im Anschluss einen Höhe­punkt. Nach dem Wal­zer­tanz über­nahm die Rho­der Band „Takt­los“ die musi­ka­li­sche Gestal­tung. Es war ein Schüt­zen­ball der Super­la­ti­ve, an dem mit dem belieb­ten Königs­paar, pfif­fi­gen Reden, einem exzel­len­ten Kon­zert­pro­gramm und der Stim­mung unter den Gäs­ten fast alles passte.

Ein­zi­ges Man­ko: Der Ser­vice war unzu­rei­chend, und für einen sol­chen Anlass soll­ten aus­rei­chend Geträn­ke­mar­ken zur Ver­fü­gung stehen.

Text und Fotos: Mari­an­ne Möl­ler — Sie­ge­ner Zeitung

Newsletter

Sie möchten immer auf dem Laufenden sein und immer die aktuellsten Nachrichten aus dem Verein lesen? Dann abonnieren Sie noch heute unseren Newsletter! Sobald es neue Nachrichten aus dem Vereinsleben, neue Termine im Schützenjahr oder Sonderthemen gibt informieren wir Sie umgehend. Mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.