Das traditionelle Einläuten in den Kirchen des Stadtgebietes Olpe findet am 19. Januar um 18.00 Uhr statt. Nach intensivster Vorbereitung und Probenarbeit wurde durch den Spielmannszug St. Sebastianus Olpe e.V. im Jahr 2015, wie zuletzt im Jahre 1950, erstmals wieder richtig “gebeiert”. Der Spielmannszug setzt diese Tradition fort und wird die Glocken der St.-Martinus-Kirche auch in diesem Jahr manuell anschlagen.
Bereits für das Jahr 1837 wurde ein Honorar für das Läuten zum Festtag des hl. Sebastian im Rechnungsbuch des Schützenvereins festgehalten. Der Küster erhielt für seine Tätigkeit 1 Thl und 5 Sgr. Dank der Spendenbereitschaft seiner Mitglieder konnte der Schützenverein im Jahre 1924 den seit 1915 in Olpe ansässigen Pallottinern eine Glocke stiften. Es war die größte Glocke der Klosterkirche und sie wurde dem hl. Sebastian geweiht. Seither läuten die Glocken des Pallottinerklosters alljährlich am Vorabend des St.-Sebastianus-Tages nach dem Angelus-Läuten um 18 Uhr mit allen Kirchenglocken der Stadt Olpe den Festtag ein.
Eine ausführliche Beschreibung dieses alten Brauchs ist erstmals in einer Hauptbucheintragung des Jahres 1933 zu finden, die der damalige Schützenmajor Robert Bonzel verfasste: “Macht man in den Abendstunden des 19. Januar einen Spaziergang in östlicher Richtung der Stadt, so wird einem das besonders feierliche Geläute des Pallottinerklosters auffallen. Die größte Glocke des Klosters hat seiner Zeit zum größten Teil der Schützenverein gestiftet, deshalb ist sie St.-Sebastiaus-Glocke genannt worden. (…) Lenkt man dann eine halbe Stunde später seine Schritte zur Stadt, so vernimmt man das feierliche Geläute, das sog. ‚Beiern’ vom Turm der Olper Pfarrkirche. Man sagt, daß sich eifrige Schützenbrüder in ein in nächster Nähe der Kirche liegendes Wirtshaus begeben, damit ihnen das Beiern zu Ehren des Schützenpatrons nicht entgeht. Dieses feierliche Geläut erklingt nochmals am anderen Morgen, um den Schützenvorstand zu dem statutenmäßig festgelegten Schützenhochamt einzuladen. Nach Antreten in der Wohnung des zeitigen Schützenmajors erfolgt der Einmarsch des Schützenvorstandes mit Schützenkönig und Fahne in die Kirche. Celebrant des Schützenhochamtes ist der zeitige Schützenvikar, der diesen Gottesdienst besonders feierlich gestaltet. Am Altare links ist traditionsgemäß die alte Statue des hl. Sebastianus ausgestellt: vor dieser wird am Schluß des Hochamtes die (…) alte Litanaei zum hl. Sebastianus gebetet, nachdem vorher das Lied ‚Du mein Schutzgeist Gottes Engel’ nach der alten Herold’schen Melodie ausgeklungen ist. Am Abend findet die nach den Statuten übliche Festversammlung statt (…) . Auf der Tagesordnung steht gewöhnlich als erster Punkt die Beschlußfassung über die Feier des Schützenfestes (…) . Sodann werden vom Schützenmajor die einzelnen Kommissionen ernannt.”
Bis in die 1950er Jahre stiegen ausgewählte Schützenoffiziere am Vorabend des Sebastianustages in den Glockenstuhl der St.-Martinus-Kirche, um hier mit einem “Beiern” den St.-Sebastianus-Tag anzukündigen. Seit dem Umbau zu einem elektrischen Läutwerks in den Kirchen treffen sich die Vorstandsmitglieder und zahlreiche weitere Schützenbrüder am Fuß der Glockentürme, um dem Geläut zu lauschen. Anschließend werden die Küsterin und der Küster der beteiligten Gotteshäuser (St. Martinus, Heilig-Geist-Kirche, St. Marienkirche, Pallottiner-Kloster) zum traditionellen Umtrunk (…) eingeladen, wo sich auch ehemalige Vorstandsmitglieder und Alte Könige treffen.
Quelle
Andrea Arens: St. Sebastianus Schützenverein Olpe
Schützenwesen — Vereinsgeschichte — Strukturen
Olpe 2011 , Seite 391f
Das Lexikon bezeichnet das Beiern als das manuelle Anschlagen von unbewegt hängenden Glocken in örtlich überlieferten festgelegten Rhythmen. Dies steht im Gegensatz zum herkömmlichen Läuten der Glocke durch Schwingen. Die Melodien, die mit der Anzahl der vorhandenen Glocken variieren, werden mit Hilfe der Klöppel erzeugt. Dabei werden die Klöppel über Seilzüge per Hand oder Fuß gegen den Schlagring, der dicksten Stelle der Glocke, geschlagen. Auch andere Schlaghilfen wie Holzhämmer können dabei zum Einsatz kommen. Das Beiern ist ein jahrhundertealter, besonders im Nordwesten Europas weit verbreiteter Brauch. Der Ursprung des Wortes „Beiern“ liegt im Alt-Französischen baier, was soviel wie bellen oder anschlagen bedeutet.
Das Einläuten am Vorabend des St.-Sebastianus-Festes wird in Olpe auch als Beiern bezeichnet.
Quelle:
Lexika Wikipedia