Zur Geschichte des St. Sebastianus-Schützenvereins bzw. zu geschichtlichen Ereignissen, die den Verein betreffen, lässt sich eine Menge berichten und sagen.
An dieser Stelle kann es jedoch nur ein Streifzug durch die interessante “Lebensgeschichte” unseres Vereins sein.
Die Entstehungszeit unseres Vereins liegt durch die drei großen Brandkatastrophen in den Jahren 1528, 1634 und 1795 etwas im Dunkeln, da fast jedes mal ganz oder zum größten Teil die Archive in Schutt und Asche gelegt wurden. Das ist sicherlich der Grund dafür, dass wir heute nicht genau angeben können, in welchem Jahr der Schützenverein gegründet worden ist.
Aus diesem Grunde war die Zusammenlegung mit dem Erhalt der Stadtrechte von Olpe im Jahre 1311 sinnvoll, wenn auch geschichtlich nicht beweisbar.
Die eigentliche Anfänge der Geschichte des deutschen Schützenwesens lassen sich im 12. Jahrhundert nachweisen. Bis ins 15. Jahrhundert wurden solche Vereinigungen hauptsächlich als kirchliche, handwerkliche und bürgerliche Not- bzw. Schutzgemeinschaften gegründet. In dieser Form dürfte unser Schützenverein auch in seiner Anfangszeit bestanden haben.
Im frühen Mittelalter mit dem Verfall des Kaisertums waren ständige Fehden zwischen bzw. unter den Adeligen und nun aufblühenden Städten an der Tagesordnung. Hieraus entstanden aus religiösen Gemeinschaften die ersten Schützenbruderschaften. Es sollen die Klöster gewesen sein, die die Schützenbruderschaften bildeten und sich den Hl. Sebastian zum Schutzpatron nahmen.
Die erste bekannte Erwähnung der St. Sebastianus-Bruderschaft datiert auf das Jahr 1524, also vor 476 Jahren in einer Urkunde, die dem Pfarrarchiv St. Martinus vorliegt. Die weitere Geschichte des Vereins durchziehen unterschiedliche Strömungen und Formen des Vereinslebens, die sich auf Grund der gesellschaftlichen Entwicklungen immer wieder veränderten und erst 1828 mit einer gänzlichen Neuorganisation der Schützengesellschaft zu einer Vereinheitlichung führte.
Dieser Neuorganisation ist es sicherlich zuzuschreiben, dass der Verein von nun an einen bis dahin nicht gekannten Aufschwung nahm.
Der Schützenplatz mit der Vogelstange hatte sich bis 1828 auf dem Hang zwischen Bruch und Stötchen befunden. Sicherlich war der Kauf des jetzigen Schützenplatzgeländes am 26. Juni 1828 sowie der Bau der Schützenhalle 1906/07 und des Tanzbodens 1908 wichtige Eckdaten für die heutige Gestaltung und die Atmosphäre unseres schönen Schützenfestes. Der Ümmerich ist eben ein Garant für ein freudiges Miteinander und den friedlichen Ablauf des Festes. Die Bürger kommen in Schützenfestlaune und lassen sich jedes Jahr wieder in den Bann dieses Festplatzes ziehen.
Satzungen sind sicherlich die Grundlage für die Gestaltung eines Vereinslebens und haben somit wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung und Gestaltung des Festes und des Schützenlebens im Schützenjahr. Die im Jahr 1828 entstandene Satzung prägt somit in starker Weise den Schützenverein bis in die heutige Zeit. Der Zweck des Vereins, der im Protokoll über die Umgründung des Vereins vom 28. Mai 1828 niedergelegt ist, hat bis heute sicherlich seinen Bestand. “Der Zweck des Vereins ist durch Vereinigung der Einwohner zu einem öffentlichen Fest unter den Bewohnern aller Stände eine Annäherung herbeizuführen, die brüderliche Zuneigung zu wecken, dadurch den Gemeinsinn zu beleben und zu festigen, im Allgemeinen sowohl als im Privatleben.“
Hier liegt die eigentlich Begründung des heutigen Schützenfestes als Volksfest.
Im Laufe der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen hatte der Schützenverein allgemein immer mehr seine ursprüngliche Funktion als Schutzgemeinschaft verloren und man wendete sich immer stärker der Pflege von Geselligkeit zu. Aus finanziellen Gründen waren jedoch nur Teile der Bevölkerung in der Lage, die Mittel für die festlichen Veranstaltungen aufzubringen. So war es nicht erstaunlich, dass die Mitgliederzahlen zurückgingen und der Verein immer mehr zu einem Sammelbecken wirtschaftlich Privilegierter wurde.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war der Verein in zwei Kompanien gegliedert, und zwar in eine “Verheirateten-Kompanie” und eine “Junggesellen-Kompanie”. Beide feierten damals ihre Feste getrennt. Jede hatte auch ihre eigenen Satzungen. Im Jahre 1724 waren lediglich 32 Mitglieder der Junggesellen-Kompanie noch zu verzeichnen. Die offensichtlich sehr ausschweifenden Feierlichkeiten dieser Kompanie führten dann in der Folge erwartungsgemäß zu Konfrontationen mit der Obrigkeit und im Jahre 1751 löste dann der Kurfürst von Köln die Junggesellen-Kompanie auf, weil die jungen Schützen das 40-stündige Gebet am Sonntag in der Vorfastenzeit gründlich gestört hatten und der Rat der Stadt selbst zugeben musste, dass das Weiterbestehen dieser Kompanie für die Stadt mehr schädlich als nützlich sei.
Beliebt und begehrt war es offensichtlich in der gesamten Schützengeschichte, soweit ein Schießen stattfand, Schützenkönig zu werden. So wird aus dem Jahr 1692 berichtet, dass auf Pfingstmontag, dem 26.05. Mathias Harnischmacher und Görg Hammer “des letzten Schusses halber” in Streit gerieten, da sie zusammen, d.h. gleichzeitig aus ihren Gewehren auf den Vogel geschossen hatten. Dieser Streit konnte erst später gerichtlich entschieden werden.
Wie gut, dass heute nach der Feuerpause nach Nummern geschossen wird.
Die Bedeutung des Königs war sicherlich immer groß und auch eine gesellschaftliche Position. So ist es bis heute auch geblieben. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass der Schützenkönig bis zur Neugründung des Schützenvereins im Jahre 1828, in der Zeit um die Jahrhundertwende, jeweils auch gleichzeitig Vereinsvorsitzender war und zusammen mit den alten Königen die Vertretung des Vereins übernahm.
Mit der Neugründung des Schützenvereins im Jahre 1828 erhielt , wie oben erwähnt, das Vereinsleben eine völlig neue Ausrichtung. Das alljährliche Schützenfest wurde zu einem Volksfest, an dem ein Großteil der Bevölkerung der Stadt als auch der näheren und weiteren Umgebung teilnimmt. Alte Olper kommen heute zum Teil aus der ganzen Welt, um alte Bekannte und Freunde wiederzusehen.
Mit neuen Statuten und Satzungen des Vereins im Jahr 1858 wurde u.a. auch die Festlegung des alljährlichen Schützenfestes am 3. Sonntag im Juli festgelegt.
Aus dieser Zeit stammt auch der Beschluss, dass auf Schützenfest Freibier ausgegeben wird.
Vielleicht an dieser Stelle noch einige interessante Ereignisse und Daten aus der neuzeitlichen Geschichte des Vereins:
Im Jahre 1837 wird erstmalig die Verleihung der Königsbüchse an den Schützenkönig vorgenommen. Diese Sitte bleibt rund 120 Jahre bestehen.
1862 gab es erstmalig und letztmalig den Versuch, den etwas spartanischen Festzug von “nur Männern” zu ändern und einen Hofstaat mitgehen zu lassen.
1907 findet zum ersten Mal das Schützenfest in der neu erbauten Schützenhalle statt. Zum ersten Mal, abgesehen von 1848, werden die Orden der Könige mit Motiven versehen.
1923 findet wegen der Inflation kein Schützenball statt und kein Schützenfest. Ein Bier kostet im Juli 1923 mehr als 100.000 Papiermark.
Zwischen 1939 und 1948 gibt es aufgrund des Krieges kein Schützenfest.
Auch der Schützenverein macht seine bösen Erfahrungen mit dem Nazi-Regime. Es gibt wie überall Mitläufer, aber auch sehr entschieden entgegentretende Personen mit viel Zivilcourage wie z.B. Major C. Josef Harnischmacher.
Schon wenige Jahre später zeigt sich der Verein und das Schützenfest im alten Glanz und so schreibt Herbert Hesse 1953 im Vorwort der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des St. Sebastianus-Schützenvereins e.V. seit seiner Umgründung im Jahre 1828:
Der Schützenverein “steht heute finanziell gefestigter als je. Die Schulden sind geringer, obgleich ein neuer Tanzboden beschafft, das Zelt auf den Terrassen und ein neuer großer Speisesaal massiv errichtet wurden. Die Terrassen wurden betoniert und die Anlagen durch einen neuen Zugangsweg und weitere Sitzplätze vergrößert. Mehrere Morgen Land wurden hinzugekauft.“
Wie aktuell ist doch so eine Aussage, wenn wir die heutigen Aktivitäten auf dem Ümmerich betrachten.
Betrachtet man insbesondere den Weg des Vereins nach dem Kriege, so muss man feststellen, dass die verantwortlichen Majore und deren Vorstände es hervorragend verstanden haben, Altbewährtes und Traditionelles mit Modernem und Attraktivem zu verbinden. Die Infrastruktur des Schützenplatzes wurde immer mehr verbessert und heute bietet der Platz Tausenden von Menschen die Möglichkeit, komfortabel und unbeschwert zu feiern.
In diesem Sinne Schöne Feiertage !!!
Autor: Alfred Koch