Olpe Span­nen­des Schie­ßen mit sie­ben Titel-Aspi­ran­ten / Nico­le Men­ne sag­te am Frei­tag spon­tan Ja zum Mit­re­gie­ren
Nur 50 Minu­ten währ­te der span­nen­de Kampf unter der Vogel­stan­ge in die­sem Jahr.

Es war ein Vogel­schie­ßen wie aus dem Bil­der­buch. Nach­dem um 10 Uhr zunächst die Schieß­ord­nung ver­le­sen wor­den war, die Kapel­le die Natio­nal­hym­ne gespielt und die Schieß­of­fi­zie­re akri­bisch das Ein­hal­ten des Sicher­heits­ab­stands um Schieß­stand und Kugel­fang über­wacht hat­ten, ging es unter der Vogel­stan­ge ent­schie­den zur Sache. Von Anfang an schoss Rai­ner Brü­ser mit Ent­schie­den­heit mit, und als er mit einem kapi­ta­len Tref­fer den Holz­vo­gel so weit gelöst hat­te, dass er sich ein Vier­tel um sei­ne Hal­te­schrau­be dreh­te, dau­er­te es nicht mehr lan­ge, bis Ober­leut­nant Frank Cle­mens eine Schieß­pau­se verhängte.

Als die Geweh­re abge­kühlt waren, wuss­ten alle, die wei­ter­hin zum Schieß­stand gin­gen, dass jeder wei­te­re Schuss im Prin­zip die Ent­schei­dung her­bei­füh­ren könn­te. Rein­hard Häner, Diet­mar Tig­ges, Johan­nes Ben­ja­min Remy, Ober­leut­nant Andre­as Roll, Chris­ti­an Hunold und Rudi Het­zel schos­sen und zer­leg­ten den von Bernd Häner gebau­ten Vogel sys­te­ma­tisch, und um 10.50 Uhr setz­te Ste­phan Neu­haus den ent­schei­den­den Tref­fer, der das ver­blie­be­ne Teil des Vogel­rumpfs spal­te­te und zu Boden stürz­ten ließ.

Es war der 86. Schuss, und unter dem Jubel der unge­zähl­ten Zuschau­er und ins­be­son­de­re der Schüt­zen der 2. Kor­po­ral­schaft wur­de Ste­phan Neu­haus auf den Schul­tern sei­ner Kame­ra­den zu den Tischen unter den Lin­den getra­gen. Dort nahm er vie­le, vie­le Glück­wün­sche ent­ge­gen, und noch ein­mal bran­de­te Jubel auf, als sei­ne Schüt­zen­kö­ni­gin ein­traf. Nico­le Men­ne hat­te ihrem alten Schul­freund am Frei­tag­abend spon­tan zuge­sagt, als er sie frag­te, ob sie an sei­ner Sei­te ste­hen wür­de, soll­te ihm der Königs­schuss gelin­gen. 2012 hat­te er schon ein­mal mit­ge­schos­sen, dies aber nach der dama­li­gen Schieß­pau­se nicht weiterverfolgt.

Ste­phan Neu­haus ist ein ech­ter „Ölper Jun­ge“, auch wenn er inzwi­schen in Düs­sel­dorf-Ober­kas­sel lebt und in Mül­heim arbei­tet. Er ist 42 Jah­re alt und Dipl.-Ingenieur der Sicher­heits­tech­nik. Er arbei­tet als Risi­ko­in­ge­nieur. Sei­ne Eltern Eli­sa­beth und Franz-Josef Neu­haus gehör­ten zu den ers­ten Gra­tu­lan­ten und freu­ten sich mit ihrem Sohn über den Schützenkönigstitel.

Der neue Regent begrüß­te sei­ne Köni­gin freu­de­strah­lend: „Wir sind ver­rückt“, ent­fuhr ihm als ers­te Reaktion.

Bür­ger­meis­ter Peter Weber und Ehe­frau Ste­fa­nie Hei­te-Weber, Land­rat Frank Becke­hoff und Ehe­frau Karin sowie Pfar­rer Cle­mens Stei­ling als Schüt­zen­vi­kar und Pater Mar­tin Neu­haus reih­ten sich in die lan­ge Schlan­ge der Gra­tu­lan­ten ein, und anschlie­ßend fei­er­ten die neu­en Majes­tä­ten tra­di­tio­nell mit Rot­wein.
Offi­zi­ell wur­de es um 13.30 Uhr. Schüt­zen­ma­jor Peter Lie­se ließ die Schüt­zen antre­ten und bedank­te sich bei allen Titel­aspi­ran­ten, die unter der Vogel­stan­ge mit­ge­schos­sen und damit für einen span­nen­den Wett­be­werb gesorgt hatten.

Dann frag­te er die Anwe­sen­den, ob sie der Mei­nung sei­en, dass das Schie­ßen gerecht und regu­lär abge­lau­fen sei, was mit einem lau­ten „Ja“ kom­men­tiert wur­de. Und die anschlie­ßen­de Fra­ge, ob die Olper Ste­phan Neu­haus als neu­en Schüt­zen­kö­nig akzep­tie­ren, ergab ein noch lau­te­res „Ja“ als Ant­wort. „Jetzt bist du es offi­zi­ell“, so der Schüt­zen­chef lau­nig zum neu­en Regen­ten, dem er dann den König­sor­den ans Revers heftete.

Letzt­mals hat­te dann Chris­ti­an Reiß­ner als schei­den­der Schüt­zen­kö­nig das Wort. Er dank­te den Fest­be­su­chern und allen Schüt­zen für ein „wun­der­schö­nes Königs­jahr“. Es sei unver­gess­lich und vol­ler Erleb­nis­se gewe­sen. Das son­ni­ge Wet­ter las­se ahnen, dass es sei­nem Nach­fol­ger genau­so erge­hen wer­de. Als Reiß­ner die schwe­re Königs­ket­te, an der die Orden aller noch leben­den alten Köni­ge befes­tigt sind, abnahm und Ste­phan Neu­haus um den Hals leg­te, floss man­che Träne.

Drei­mal zogen die Schüt­zen dann zur Musik des Hee­res­mu­sik­korps Kas­sel unter der Lei­tung von Major Tobi­as Ter­hardt den Tanz­bo­den. Groß der Jubel beson­ders in der 2. Kor­po­ral­schaft. Am König leg­ten die Vor­bei­mar­schie­ren­den den Stech­schritt ein. Danach ging der Zug in die Stadt und brach­te den König zu sei­ner „Resi­denz“. Nach kur­zer Pau­se ging es um 16 Uhr wei­ter, vom Markt­platz aus führ­te der Fest­zug mit der neu­en Majes­tät durch die Stadt. Nach­dem um 18 Uhr Schüt­zen­kö­ni­gin und Hof­staat auf dem „Ümme­rich“ ein­ge­trof­fen waren, begann das Kon­zert der Fest­mu­sik. Ein Höhe­punkt ist all­jähr­lich die Königs­po­lo­nai­se, in der Ste­phan Neu­haus und Nico­le Men­ne zusam­men mit Major Peter Lie­se und Ehe­frau Mari­on mit ihrem Hof­staat über den Tanz­bo­den zogen. Dem letz­ten offi­zi­el­len Part schlos­sen sich Musik und Tanz bis in die Nacht an, und nach­dem um 1.30 Uhr der Fest­zug erst zum „Kump“ mit dem Gebet und wei­ter zum Markt­platz geführt hat­te, wur­de am Alten Pas­to­rat der neue Schüt­zen­kö­nig mit viel Jubel in sein Königs­jahr ent­las­sen. Mit dem Schnee­wal­zer auf dem Markt ging das dies­jäh­ri­ge Schüt­zen­fest zu Ende, auch wenn vie­le Gäs­te noch nicht genug vom Fei­ern hat­ten und dies pri­vat fort­setz­ten, und die Zahl der als spä­tes Abend­essen gebra­te­nen („geba­cke­nen“) Eier dürf­te vier­stel­lig sein.