Liebe Schützenbrüder und Schützenschwestern,
vor einigen Tagen wurden meine beiden Töchter von einem Bekannten gefragt, was das Olper Schützenfest eigentlich für sie bedeuten würde und ob sie es vielleicht mal aus ihrer Sicht erklären könnten.
Nun möchte ich Ihnen kurz vorstellen, was sie ihm daraufhin erzählt haben.
Wir sind zwei echte „Olper Mädchen“ aus einer begeisterten Schützenfamilie.
Nach zwei Jahren „Pause“ wird ́s jetzt aber höchste Eisenbahn, dass das Schützenfest nun wieder stattfindet. Wir erleben das Fest vielleicht etwas anders als unsere Freundinnen und Freunde. Schon Wochen vorher bereiten wir uns auf das Fest vor. Mama bringt das Haus auf Vordermann, Papa hat dann auch immer einiges zu tun und wir beiden helfen natürlich, wo wir können. Etwas stressig wird es jedes Mal, jedoch überwiegt die Vorfreude auf das Schützenfest dabei deutlich.
Freitags gehen wir natürlich mit unseren Freunden und der Familie zur Bier- und Beffprobe auf den Ümmerich. Dann ist der Festplatz noch nicht ganz so voll wie an den Folgetagen. So kann man sich noch in Ruhe auf den Trubel der nächsten Tage vorbereiten.
Samstags mittags um 12:30 Uhr freuen wir uns auf das „Musik abholen“ am Bahnhof. In diesem Jahr kommt wieder das Heeresmusikkorps Kassel mit ihrem Dirigenten Oberstleutnant Tobias Terhardt.
Nachdem Papa dann den kurzen Festzug auf dem Marktplatz hat „Wegtreten“ lassen, kommen kurz darauf die Trommler von unserem Spielmannszug zu uns nach Hause. Nach einem Süppchen zur Stärkung, gibt Papa ihnen das Kommando zum Losmarschieren. „Wecken“ nennt man das in Olpe. Um 15:00 Uhr gehen wir zum Marktplatz und hören Papas Schützenfestrede zu.
Danach sehen wir uns den großen Festzug an. Nach dem Losmarschieren ist der erste Halt bei uns zu Hause, um die Fahne abzuholen. Wir sehen uns das immer mit Mama aus dem Fenster an. Aber erst trinkt der Fähnrich mit den Fahnenoffizieren noch ein Schnäpschen bei uns.
Wenn die Korporalschaften dann vorbeimarschieren, geben die Korporalschaftsführer ein Kommando – und alle grüßen unsere Mutter. Das ist immer ziemlich laut aber auch lustig und schön anzusehen.
Danach räumen wir noch kurz das Gröbste auf und dann geht es ab auf den Schützenplatz. Samstags ist der Ümmerich immer knallvoll und viele junge Leute aus Olpe und aus den umliegenden Dörfern sind dann auch dabei. Oft trifft man auch frühere Klassenkameraden und
man freut sich tierisch sie endlich mal wieder zu sehen. Abends ist der Tanzboden dann richtig voll und es macht riesigen Spaß zu der Tanzmusik zu tanzen. In diesem Jahr kommt wieder die Tanzband „Frontal Party Pur“. Man kann schon merken, wie der Boden bebt und alle vor Freude im Takt der Musik in die Luft springen.
Dann geht ́s nachts um 1:00 Uhr mit dem Schützenzug runter zur Stadt. Die Bundeswehr spielt dann Märsche und alle marschieren hinterher.
Am „Kump“ hält der Zug an und es wird das „Gebet“ gespielt. Alle sind dann mucksmäuschenstill. Bei den letzten Beckenschlägen schmeißen die Schützenbrüder ihre Kappen in die Luft. Wir sind immer in der Nähe von Papa — das ist großartig und alle haben Gänsehaut wie verrückt. Danach werden der König und die Fahne am „Alten Pastorat“ abgeliefert. Die Bundeswehr spielt noch ein bis zwei Ständchen für das Königspaar.
Danach geht es nach Hause. Da warten wir auf den Fähnrich, der die Fahne zurückbringt und auf die Offiziere, die den Ümmerich geräumt haben. Die machen dann bei Papa eine Meldung, ob es besondere Vorkommnisse gab und dass der Platz „geräumt“ ist. Dann geht ́s aber ab ins Bett.
Sonntagmorgen geht es mit dem Konzert auf dem Marktplatz weiter. Dann sind schon wieder viele auf den Beinen. Nachmittags ist dann der große Festzug mit anschließendem Dreifachzug. Danach ist auf dem Schützenplatz erst die Kinderpolonaise und im Anschluss die Königspolonaise. Sonntagabends gehen wir auch gerne mal in die Sektbar und danach wird wieder getanzt. In dieser Nacht geht der Schützenzug schon um 00:30 Uhr los. Am Montagmorgen müssen ja alle wieder zeitig aus den Federn.
Wir stehen am Montag schon sehr früh auf, damit wir Mama und einigen Vorstandsdamen beim Brötchen schmieren helfen können. Die ersten Offiziere, „Alte Könige“ und einige Schützenbrüder treffen ja schon um kurz vor 7:00 Uhr bei uns im Garten ein.
Bevor zur Schützenmesse marschiert wird, spielt die Bundeswehr noch ein Ständchen für unsere Mama. Dann hat sie immer Tränen in den Augen. Wenn alle weg sind, wird erst wieder aufgeräumt und dann heißt es — Fertigmachen zum Vogelschießen.
Das Vogelschießen ist einfach total spannend und Papa ist dann immer ziemlich nervös. Wenn der Vogel unten ist – und wir den neuen König kennen – gehen wir natürlich zum Gratulieren an den Rotweintisch. Nach der Proklamation auf dem Tanzboden gehts mittags wieder mit dem Zug runter und nach dem Festzug wieder hoch. Am Abend führt das neue Königspaar stolz die Polonaise an. Danach wird nochmal so richtig gefeiert und auf dem Tanzboden geht die Post ab.
Montags verlässt der Festzug um 1:30 Uhr den Ümmerich, obwohl wir eigentlich noch gerne bleiben würden. Eigentlich dürfte der Major den Abmarschzeitpunkt noch etwas verschieben. Aber bisher ist er wohl nie danach gefragt worden. Wahrscheinlich ist das auch besser so. Für dieses Jahr wird ein letztes Mal das „Gebet“ am Kump gespielt, ein letztes Mal wird der Schützenkönig und die Fahne am „Alten Pastorat“ abgeliefert.
Die Musik spielt ein letztes Mal ein Ständchen für das Königspaar. Wir tanzen auf dem Marktplatz mit unseren Freunden oder auch schon mal mit dem Papa den Schneewalzer. Nach dem Stück „Muss i denn zum Städtele hinaus“ wird die Festmusik mit großem Applaus verabschiedet. Schade — dann ist alles schon wieder vorbei. Aber dann freuen wir uns schon aufs nächste Jahr.
So – und jetzt wünschen meine Töchter und ich, allen Festteilnehmern „Gute Feiertage“ und ein tolles Schützenfest.
Allen die aus gesundheitlichen Gründen in diesem Jahr nicht dabei sein können, wünschen wir auf diesem Wege gute Besserung.
Dem Königspaar Wilhelm und Simone Rücker wünschen wir ein unvergessliches Schützenfest, sowie am Montag genauso begeisterte Nachfolger.
Peter, Paula und Ida Liese