Gestat­ten Sie mir ein paar Zei­len über das tra­di­tio­nel­le „Ein­läu­ten“ zum Sebas­tia­nus­tag. Das Ein­läu­ten fin­det in jedem Jahr einen Tag vor dem Patro­nats­fest, wie heu­te am 19. Janu­ar, um 18:00 Uhr statt. Geläu­tet wird in den Olper Got­tes­häu­sern, der Mar­ti­nus­kir­che, dem Pal­lot­ti­haus, der Mari­en­kir­che, der Kreuz­ka­pel­le, der Hei­lig-Geist-Kir­che und der evan­ge­li­schen Kir­che. Abord­nun­gen unse­res Vor­stan­des mit Schüt­zen­kö­nig sowie die „Alten Köni­ge“ und ehe­ma­li­gen Vor­stands­mit­glie­der besu­chen nor­ma­ler­wei­se an die­sem Abend die Kir­chen, um dem fei­er­li­chen Geläut zu lau­schen. Dabei geden­ken wir Olper Schüt­zen einer Glo­cken­spen­de an das Pal­lot­ti­ner­klos­ter im Okto­ber 1924. Es war die größ­te Glo­cke der Klos­ter­kir­che und sie wur­de dem hei­li­gen Sebas­ti­an geweiht. Die Gesta­po bewirk­te im Juni 1941 die Auf­lö­sung des Klos­ters. Im Okto­ber 1942 kamen die Glo­cken zur Mar­ti­nus-Kir­che, weil die Bron­ze­glo­cken von St.-Martinus für die Her­stel­lung von Kano­nen ein­ge­schmol­zen wur­den. Der Staat umschrieb dies wohl damals als „Spen­de der Kir­che für die Kriegsrüstung“.

Die Glo­cken des Pal­lot­ti­ner­klos­ters haben dann bis 1949/1950 im Turm der Mar­ti­nus­kir­che täg­lich geläu­tet. Nach­dem die Mar­ti­nus-Kir­che dann wie­der neue Glo­cken erhal­ten hat­te, fan­den die Stahl­glo­cken den Weg zurück in das Pal­lot­ti­haus. Das soge­nann­te „Bei­ern“ am Vor­abend des Sebas­tia­nus-Tages ist eine sehr alte Tra­di­ti­on in Olpe.
Man bezeich­net das „Bei­ern“ als das manu­el­le Anschla­gen von unbe­wegt hän­gen­den Glo­cken in, ört­lich über­lie­fer­ten, fest­ge­leg­ten Rhyth­men.
Die Melo­dien wer­den mit Hil­fe der Klöp­pel, über Seil­zü­ge, per Hand oder Fuß erzeugt. Nach umfas­sen­der Vor­be­rei­tung und Pro­ben­ar­beit wird die­se Tra­di­ti­on durch den Spiel­manns­zug St. Sebas­tia­nus Olpe e.V. seit dem Jahr 2015, wie vor­her zuletzt im Jah­re 1950, fort­ge­setzt und es wird wie­der rich­tig “geb­ei­ert”.
Nach dem „Ein­läu­ten“ tref­fen sich alle oben genann­ten Schüt­zen in einem Olper Gast­haus zu einem gesel­li­gen Bei­sam­men­sein. Dazu sind tra­di­tio­nell auch die Küs­te­rin­nen und Küs­ter aller Kir­chen, die für das Geläut zustän­dig sind, herz­lich ein­ge­la­den. Das Geläut fin­det auch heu­te um 18:00 Uhr in allen Kir­chen der Stadt Olpe statt. Dies­mal jedoch ohne die Betei­li­gung der Kame­ra­den unse­res Spiel­manns­zu­ges im Glo­cken­turm und natür­lich auch ohne das gesel­li­ge Beisammensein.

Unser Schutz­pa­tron, der hei­li­ge Sebas­ti­an, war in Rom Haupt­mann im kai­ser­li­chen Heer. Er hat­te sich offen zum Chris­ten­tum bekannt und trat für sei­nen Glau­ben ein. Der chris­ten­feind­li­che Kai­ser ver­ur­teil­te ihn dar­auf­hin zum Tode. Man band ihn an einen Baum, wo er mit Pfei­len getö­tet wer­den soll­te. Eine Wit­we, die ihn danach bestat­ten woll­te, bemerk­te, dass er noch leb­te und pfleg­te ihn gesund. Ent­schlos­sen trat Sebas­ti­an erneut vor den Kai­ser und beschul­dig­te ihn des Ver­bre­chens der Chris­ten­ver­fol­gung. Der Kai­ser ließ den jun­gen Mann erneut ver­haf­ten und zu Tode prü­geln. Sein Leich­nam wur­de in die Kloa­ka Maxi­ma, den größ­ten Abwas­ser­ka­nal Roms gewor­fen. Einer Chris­tin erschien der hei­li­ge Sebas­ti­an im Traum, in dem er ihr den Ort sei­nes Ver­blei­bens, die Via Appia, gezeigt haben soll. Danach wur­de er gebor­gen und in der Sebas­ti­an-Kata­kom­be beer­digt. Über sei­nem Grab wur­de im 4. Jahr­hun­dert die Basi­li­ka San Sebas­tia­no errich­tet. Sebas­tia­nus ist der Schutz­pa­tron der Sol­da­ten und vie­ler Schüt­zen­ver­ei­ne und Bru­der­schaf­ten. So auch unse­res Schüt­zen­ver­eins. Frü­her wur­de Sebas­ti­an als Hel­fer gegen die Pest ange­ru­fen, da man sei­ner Für­bit­te das schnel­le Erlö­schen der Pest im Jahr 680 in Rom zuordnete.

Der Schüt­zen­ver­ein Olpe begeht den Namens­tag des hei­li­gen Sebas­tia­nus in jedem Jahr mit einer fei­er­li­chen Mes­se. Eine Mes­se, die auch die Ver­bun­den­heit zur Kir­che unter­streicht. Eine Mes­se, die unter Mit­wir­kung unse­res Feu­er­wehr-Musik­zu­ges, sicher bei allen für Gän­se­haut sorgt. Eine Mes­se mit der Lita­nei zu Ehren des hei­li­gen Sebas­tia­nus mit fol­gen­dem Gebet:

All­mäch­ti­ger, ewi­ger Gott, du hast uns den hei­li­gen Mär­ty­rer Sebas­ti­an als Vor­bild im Glau­ben und Hel­fer bei Seu­chen­ge­fahr gege­ben. Erhö­re gnä­dig unser Gebet, dass wir im Ver­trau­en auf sei­ne Für­spra­che an dich rich­ten. Wen­de ab von uns jede Anste­ckung durch Krank­heit und Seu­chen, aber auch durch Irr­tum und Ver­derb­nis. Ste­he allen Kran­ken bei, gib ihnen die Gesund­heit; alle aber bewah­re vor Sün­de und Abkehr von dir. Der du mit Chris­tus Jesus und dem Hei­li­gen Geist lebst und herrscht in alle Ewigkeit.

Wie zutref­fend in die­ser außer­ge­wöhn­li­chen Zeit!

Der Vor­stand hat sich jedoch dazu ent­schlos­sen, am mor­gi­gen Abend die Sebas­tia­nus­mes­se aus­fal­len zu las­sen. Auch wenn man die­se wohl in einem klei­nen Rah­men, unter Ein­hal­tung aller Regeln fei­ern dürf­te, hal­ten wir es für ver­nünf­tig, auch hier nicht bis an die Gren­zen zu gehen. Es gab vie­le Gedan­ken, die am Ende zu die­ser Ent­schei­dung geführt haben. Wir bit­ten dazu um Ihr Verständnis.

Wenn Sie möch­ten, öff­nen Sie ein­fach heu­te Abend um 18:00 Uhr zu Hau­se Ihre Fens­ter, um dem fei­er­li­chen Geläut zu lau­schen. Den­ken Sie viel­leicht dabei an den hei­li­gen Sebas­ti­an, dem man auch für das schnel­le Erlö­schen der Pest 680 in Rom dank­te.
In der Hoff­nung, dass uns Sebas­tia­nus auch in die­ser Zeit zur Sei­te steht, ver­blei­be ich mit besten

Schüt­zen­grü­ßen,

Ihr Peter Liese

-Major-